
Hospitality Insight
Ratenanpassung aufgrund Entgelttariferhöhung
July 2025
– Gibt es Grenzen?
Es ist wichtig, diese Lohnsteigerungen einerseits im Kontext der letzten Jahre zu betrachten (Inflation), als auch zu berücksichtigen, dass die Inflation in den Erhöhungen berücksichtigt ist. Zudem ist ebenfalls verständlich, dass ein angemessener Lohn die Attraktivität der Branche steigert. Lohnkosten zählen nichtsdestotrotz häufig zu den größten Kostenfaktoren für Hotels und tragen, neben anderen Kostensteigerungen, erheblich zum finanziellen Druck der Betriebe bei. Dies zeigt sich unter anderen an den, laut dem Informationsdienstleister CRIF erwarteten, rund 1.200 Insolvenzen im Gastronomiebereich im Jahr 2024. Leider gibt es hierfür noch keine aktuelleren Daten. Es ist jedoch ein klarer Druck nach der Pandemie zu verschreiben.
Angesichts dieser Tatsachen stellt sich die Frage, welche Alternativen den Betrieben zur Verfügung stehen, um einer drohenden Insolvenz zu entgehen. Abhängig vom Segment und Entwicklungsstand bieten, wie bereits erwähnt, verschiedene Prozessoptimierungsstrategien Lösungsansätze an (z.B. Self-Check-In, Digitaler Concierge, „in-Room“ Sprachassistenz, effizientere PMS-Systeme und Revenue-Management Prozesse, usw.).
Insbesondere in personalintensiven Betrieben, wie der Luxushotellerie, gibt es im Bereich der Digitalisierung noch teilweise ungenutztes Potenzial. Dabei muss vor allem in den höher liegenden Segmenten die Herausforderung berücksichtigt werden, die Digitalisierung mit dem hohen Anspruch an persönlichen Service in Einklang zu bringen. Die Notwendigkeit der persönlichen Interaktionen wird allerdings vermehrt auch in der Luxushotellerie hinterfragt (Persönliche Notiz: Bitte nicht!). In Betrieben wie Limited-Service-Hotels, wo diese Dynamik eine eher untergeordnete Rolle spielt, sind die digitalen Möglichkeiten bereits oder teilweise und je nach Entwicklungsstand der Marke sehr fortgeschritten. In solchen Fällen, oder wenn finanzielle Mittel für anderweitige Investitionen nicht zur Verfügung stehen, bleibt eine Preiserhöhung oft eine der letzten verbleibenden Alternativen.
Die folgende Abbildung zeigt die notwendige reale prozentuale Steigerung der durchschnittlichen Zimmerpreise von Limited-Service-Hotels (Upper-Midscale-Segment) und der Luxushotellerie, in Relation zur realen prozentualen Steigerung der Entgelttariflöhne, um den gleichen Gewinn zu erzielen. Voraussetzung ist, dass andere Umsatz- und Kostengruppen im Verhältnis zum Umsatz gleichbleiben.
Um das gleiche Betriebsergebnis zu erzielen, müsste demnach der Betrieb im Durchschnitt pro steigendem realen Lohnkostenprozentpunkt die Zimmerrate um 0,7 Prozent in Limited-Service-Hotels und um 0,9 Prozent in Luxushotels erhöhen.
Unter der Annahme einer Inflation von 2,5 Prozent müsste beispielsweise ein Moxy Hotel in Dortmund (Nordrhein-Westfalen, 10,5 Prozent nominale Steigerung) demnach seine Rate real von durchschnittlich 90 Euro in diesem Jahr auf rund 97 Euro (plus 8 Prozent) im nächsten Jahr und auf 105 Euro (plus 8 Prozent) im übernächsten Jahr erhöhen, vorausgesetzt Nachfrage und weiter Kosten bleiben im Verhältnis gleich, was diese nicht tun. Ein Luxushotel in Brandenburg müsste seine Rate demnach von durchschnittlich 368 Euro in diesem Jahr auf real rund 388 Euro (plus 5,5 Prozent) im nächsten Jahr und auf 409 Euro (plus 5,5 Prozent) im übernächsten Jahr erhöhen.
Angesichts des berechneten Beispiels einer klassischen wirtschaftswissenschaftlichen Lohn-Preis-Spirale in einer insgesamt stagnierenden Wirtschaft sowie der in der Branche verbreiteten Einschätzung, dass die ‚Preiserhöhungsstrategie‘ im ‚100-Euro-Land Deutschland‘ bald – wenn nicht bereits – an ihre Grenzen stößt, liegt die Vermutung nahe, dass diese Strategie an Wirksamkeit verliert.
Dies ist meiner Meinung nach und trotz meiner noch etwas jungen und teilweise nebligen Glaskugel eher unwahrscheinlich. Ratenerhebungen sind (Achtung: langweilige Antwort) im Kontext des Produkts, Standorts, Konzepts und hauptsächlich dem Marktsegment und Preisniveau (Luxus oder Budget) zu beurteilen. Klar ist, dass Budget- bis und mit Midscale-Betrieben aufgrund der preissensibleren Klientel vorsichtiger und sensibler mit dem Thema umgehen werden müssen als die Luxushotellerie, wobei in Theorie erlebnisbereichernde Diversifikationsmerkmale eine Erhöhung des Preises auch in diesem Segment sehr wohl rechtfertigen können. Doch 2 Prozent einer 90 Euro Rate sind nicht gleich 2 Prozent einer 300 Euro Rate und die Personalkostenerhöhungen sind somit auch für die Luxushotellerie nicht zu unterschätzen. . Zudem ist festzuhalten, dass Limited-Service Konzepte sowieso weniger Personal haben und die Lohnerhöhungen aufgrund dessen weniger schwer ins Gewicht fallen, trotzdem ist hier die Frage nach kontinuierlicher Verbesserung des GOPs weiterhin immer offen und der Vertrieb- und/oder die Dienstleistungs- und Energiekosten rücken mehr in das Blickfeld des Kostenmanagements.
Wie stehen Sie dazu? Wie sind Ihre Erfahrungen? Und können Sie sich vorstellen Ihre Rate in 2 Jahren um 5 bis 15 Prozent (oder sogar mehr) aufgrund der steigenden Kosten zu erhöhen, ohne zu viel Nachfrage zu verlieren? Und wenn Ihnen das ganze Thema wenig Kopfzerbrechen bereitet, dann wünsche ich Ihnen einen guten Schlaf.